Autoreifen, Waschmaschine oder Windkraftanlage – rotierende Systeme laufen nur „rund“, wenn alle Bauelemente des Systems zueinander austariert sind.
Eventuelle Unwucht einzelner Komponenten müssen sorgsam ausgeglichen werden. Bei einer Windkraftanlage sind es vor allem die Rotorflügel, die durch auftretende Unwucht das Gesamtsystem beeinflussen können.
Bei einem großen Durchmesser der Rotor-Scheibe treten je nach Betriebszustand gewaltige Lasten auf. Drehzahlbedingt erreichen die Spitzen der Rotorblätter annähernd die Schallgeschwindigkeit, bleibt aber durch die Regulierung der Steuerungselektronik knapp unterhalb der Schallgeschwindigkeit und damit dem Durchbrechen der Schallmauer. Allerdings ist dieser hohe Drehzahlbereich des Rotors sehr anfällig gegen auftretende Unwuchten im Rotorsystem.
Diese Unwuchten können entweder als Masseunwucht (MU) oder als aerodynamische Unwucht (AU) auftreten, mit spezifischen Ursachen:
- Massenunwuchten entstehen durch ungleiche Verteilung der Massen in den drei Rotorblättern. Die unterschiedlichen Masseverteilungen entstehen durch
- Fehler in der Fertigung der Rotorblätter:
- Den Austausch eines einzelnen Rotorblattes:
- Verstopfte Ablauföffnungen für Kondensat oder eingedrungenes Regenwasser:
- Eisablagerungen auf den Rotorblättern.
- Aerodynamische Unwuchten entstehen durch
- Differierende Blattanstellwinkel – Montage- oder Fertigungsfehler;
- Veränderungen in der Rotorblatt-Geometrie durch schlecht ausgeführte Reperaturen;
- Beschädigung von Strömungselementen, z. B. durch Eiswurf.
Die Auswirkungen von Unwuchten können für die Betreiber von Windkraftanlagen erheblich sein, sie reichen vom vorzeitigen Ausfall wichtiger Komponenten wie Getrieben oder Generatoren bis zu irreperablen Schäden an den Rotorblättern, Aggregaten oder Schweißnähten an den Turmsegmenten. In jedem Fall führen diese Unwuchten zu Ertragseinbußen für die Betreiber der unrund laufenden Windkraftanlage. Allein die Abweichung von +/- 2° im Blattanstellwinkel eines Rotorblattes kann eine Ertragsminderung von mehreren Tausend Euro pro Jahr bedeuten.
Unwuchten im Rotorsystem beseitigen
Dabei lassen sich Unwuchten im Rotorsystem relativ kostengünstig ermitteln und beseitigen. Massenunwuchten sind mittels konventioneller Schwingungsmessung zuverlässig zu erkennen und mit Hilfe von eingebrachten Ausgleichsgewichten in den Rotorblättern einfach zu beheben. Aerodynamische Unwuchten lassen sich durch photometrische Vermessung der Rotorblätter und durch Testläufe mit definierter Verstellung des Blattanstellwinkels erkennen und beheben.
Mit vorausschauender Wartung und Instandhaltung lassen sich nicht nur die Betriebskosten, der Ausfall sehr kostenintensiver Systemkomponenten oder der Totalverlust einer Windkraftanlage vermeiden. Belohnt wird die Pflege einer Windkraftanlage durch die Steigerung des Ertrages und eine längere Lebensdauer der Anlage. Auf jeden Fall sollte eine Reaktion erfolgen, bevor Unwuchten im Rotorsystem zu folgenschweren Schäden führen. Der beste Weg, um nachteilige Schäden an den Anlagen zu vermeiden ist die turnusmäßige Überprüfung und Korrektur der Wuchten des Rotorsystems.